In Ruhe erwachsen werden

Was ist die Welt doch bunt….

9 Wochen des Wartens sind nun vorbei und ich durfte dich endlich mit nach Hause nehmen.   

Wenn alles gut geht, dann bist du kleiner Welpe viele Jahre mein Begleiter.
Im Moment stehen wir noch ganz am Anfang. Wir müssen uns erst einmal kennen lernen.

Wer bist Du eigentlich, Du kleiner Schatz da auf meinem Schoss?

Ich für meinen Teil bin im Moment etwas „verstrahlt“.
Es geht hoch und runter mit den Gefühlen – so wie es sich halt anfühlt, wenn man frisch verliebt ist. Es fühlt sich an wie Achterbahn fahren. Sehr aufregend aber wunderschön.
Aaaaber –  trotz meiner ganzen Aufregung  bin ich bestens vorbereitet!

Es soll Dir gut gehen bei mir!
Ich habe Bücher gewälzt, habe mich in Internet Foren belesen und habe schon, bevor Du überhaupt geboren warst, einen Platz in der Hundeschule für uns reserviert.
Eine Hundeschule, die nur mit positiver Verstärkung arbeitet, dass ist mir wichtig. Ich möchte auf keinen Fall mit Druck arbeiten. Ich habe so viel darüber gelesen das es auch anders geht.
Liebevoll soll unser Umgang miteinander sein, und Liebe habe ich ganz viel für Dich!

Du brauchst viel Beschäftigung.
Ich habe mir extra eine Rasse ausgesucht, die genauso gerne aktiv durchs Leben geht wie ich. Eine sportliche, aktive, schlaue Rasse.

Ich dachte an Agility.
Hier um die Ecke gibt es einen Sportverein der Agility Kurse anbietet. Die Preise in diesem Verein sind moderat und die Leute schienen mir ganz nett zu sein. Ich höre immer wenn die Gruppe trainiert. Die Hunde bellen dann freudig vor Aufregung und können es offensichtlich kaum abwarten mit dem Training zu beginnen. Ich denke auch wir werden da Spaß zusammen haben!
Vielleicht, wenn Du richtig gut bist, nehmen wir an Agility Turnieren teil und Du gewinnst sogar einen Pokal oder wenigstens eine Schleife.
Ich glaube ich würde platzen vor Stolz!!!!


Oder Zughundesport?
Gemeinsam unterwegs und Du kannst Dich ordentlich auspowern. Du ziehst mit Deinem sportlichem Körper das Fahrrad und ich gebe die Richtung vor.

Oder Railley Obedience?
Das ist ganz neu und kommt aus Amerika. Gehorsamkeit in Verbindung mit Beschäftigung und Spaß. Alles natürlich mit positiver Verstärkung. Für die richtigen Hundekekse tun Hunde ja fast alles. Ich würde Dir extra Leberwurstkekse backen. Du sollst ja motiviert sein.

Aber vllt ist ja Hundesport gar nichts für Dich?!?
 

Lieber eine richtige Aufgabe – ein Arbeit?
Immer öfter sehe ich im Fernsehen Berichte über Besuchshunde in Altenheimen. Therapiehunde. Ich glaube das würde mir auch gut gefallen. Du könntest Dir überall Streicheleinheiten abholen und würdest den Menschen dadurch viel Freude bereiten. 

Oder warum nicht in die Rettungshundearbeit? Du könntest Leben retten!Es gibt ja so viele Möglichkeiten „Zossen“, Apportieren, Dog Dancing….

Die Familie möchte Dich natürlich auch kennen lernen.
Auch die Enkelkinder sind schon ganz gespannt. Sie haben sich auch so sehr einen Hund gewünscht und nun bist Du da! 
Kinder und Hunde gehören einfach zusammen!

Sozialisierung ist wichtig!
Der Rüde von nebenan ist ja nicht so verträglich mit den anderen Hunden. Ich glaube da ist in der Sozialisierungsphase etwas falsch gelaufen, so unverträglich wie dieser Hund ist.
Na ich denke wir Zwei werden es besser machen. Ich werde es Dir ermöglichen, dass Du so viele Hunde wie möglich kennen lernst. Wir haben hier ja eine große Hundewiese. Da treffen wir sicher lauter Spielkameraden für Dich!

Spielzeug habe ich auch besorgt!
Buntes, tolles Spielzeug.  Kuschelteddys und Taue zum Knabbern.
Einen Ball zum auspowern und einen „Kong“ zur Beschäftigung, falls ich mal nicht da sein sollte. 

Auch Spielzeuge die dich „vom Kopf her“auslasten sollen habe ich eingepackt. Denkspielzeuge – so heißen sie. Wirklich toll was es so alles für Hunde zu kaufen gibt. Wenn das Wetter mal schlecht ist, dann können wir uns damit beschäftigen und es wird nicht langweilig für Dich.

Einen Futterdummy habe ich natürlich auch besorgt.
Man sieht es ja im Fernsehen wie toll so ein Futterdummy  funktioniert. Hunde werden mit einem Futterdummy beschäftigt und gleichzeitig auch noch erzogen. Selbstredend wird auch die Beziehung von Mensch und Hund bei dieser gemeinsamen Aufgabe sehr positiv gefördert. 

Und was ich mir wirklich von Herzen wünsche, ist eine ganz feste und innige Beziehung zu Dir……

 


Was ist die Hundewelt doch bunt
 ….. und verrückt geworden!

UFF!
Eigentlich ist alles da.
Ein Mensch, ein Hund und die Freude aneinander.
Mehr braucht es nicht!!

Nun stelle man sich vor dieser Mensch hätte sich nicht durch unzählige „Fachliteratur“ unbedingt notwendiges Fachwissen angelesen,
er hätte keine „Erziehungssendungen“ im Fernsehen gesehen und
in seiner Welt gäbe es keine Hundeschulen…..
Ich denke seine Gedanken in dem oben beschriebenen Moment wären sicher andere gewesen!
Und auch seine Erwartungen …

Hören wir auf unsere Hunde verrückt zu machen!!
Ich garantiere Euch:
Wenn der oben noch entspannt auf dem Schoss liegende Welpe dieses für ihn vorgesehene Leben wirklich leben muss – es wird ihm nicht gut dabei gehen!
Und auch sein Herrchen wäre gut beraten, wenn er seine hoch motivierten Zukunftspläne für sich und für seinen Hund noch einmal ganz neu überdenkt.

Hunde brauchen in meinen Augen ein  entspanntes sicheres Leben mit ihrem Menschen. Sichere Führung, eventuell 1-2 Hundekumpel, ab und zu einen spannenden Ausflug und immer lecker Essen im Napf!

Und wenn der MENSCH gerne mehr Beschäftigung mit seinem Hund machen möchte – warum nicht. Aber bitte erst, wenn der Hund erwachsen ist und es gelernt hat fröhlich uns sorgenfrei durchs Leben zu gehen.

Beste Grüße Julia Bagger

Lesen Sie auch gerne dazu:
In bester Absicht und doch zu viel!

und;

Es kann so einfach sein

Bücher zum Thema:
Hoffnung auf Freundschaft und Hunde brauchen klare Grenzen

Michalel Grewe und Inez Meyer

 

Hoffnung auf Freundschaft: Das erste Jahr des HundesHunde brauchen klare Grenzen: Gesetze einer Freundschaft